Mensch versus System

Ruth Elsässer • September 4, 2023

"Suchen Sie nicht nach Menschen, die Ihr System unterstützen. Suchen Sie nach einem System, das Menschen unterstützt und ihr volles Potenzial freisetzt. " - Mensch versus System
Lesezeit: 3 Minuten

Um in den aktuellen Zeiten agil zu sein und den komplexen und immer schwerer vorhersehbaren Veränderungen zu begegnen, brauchen wir eine stärkere Konzentration auf die Menschen, die sich in diesen Systemen bewegen. Stärkerer Fokus auf die Menschen bedeutet, dass wir andere Dinge, die bisher wichtig waren, zurückstellen und die Menschen mit allem ausstatten, damit sie sich gesund und erfolgreich durch diese Wellen der Veränderung bewegen.

"Wir können die Wellen nicht stoppen, aber lernen, darauf zu surfen."
Jon Kabat-Zinn

Agilität – was bedeutet das? 
Laut dem Gabler Wirtschaftslexikon wird Agilität folgendermaßen beschrieben:
Agilität ist die Gewandtheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit von Organisationen und Personen in Strukturen und Prozessen. Man reagiert flexibel auf unvorhergesehene Ereignisse und neue Anforderungen.

Das beinhaltet sich von alten Denkweisen und Prozessen zu trennen, um sich mehr auf die jeweilige Situation und die damit verbundenen Anforderungen zu konzentrieren. 

Und diese Agilität benötigen wir in allen Lebensbereichen!

Was bedeutet, den Fokus mehr auf die Menschen und weniger auf Systeme zu richten? 
  • Nicht ein System bauen, sondern Werte definieren
  • Menschen Wertschätzung und Respekt für sie als Person und Anerkennung für erbrachte Leistung entgegenbringen
  • Menschen Freiraum geben, zu gestalten und sich mit ihren Stärken einzubringen
  • Menschen ermöglichen, an Herausforderungen zu wachsen
  • Eine Vertrauenskultur aufbauen, in der man Fehler machen darf und daraus lernen
  • Ambitionierte Ziele setzen und ein „Du schaffst das“, also Erfolg ermöglichen
  • Regelmäßig kommunizieren und dadurch Transparenz und Verlässlichkeit erzeugen
  • Führungskräfte einsetzen, die Freude daran haben, Menschen zu begleiten und zu entwickeln. 

Welche Effekte entstehen bei einem Systemwechsel - wenn sich Menschen gesehen und wertgeschätzt fühlen? Sie entwickeln…
  • …Mut und verlassen eher ihre Komfortzone 
  • …Motivation, um Neues auszuprobieren 
  • …Bereitschaft, um Neues zu lernen
  • …Treue und unterstützen auch in Krisenzeiten
  • …zusätzliches Engagement und gehen die eine wichtige Meile mehr
  • …Resilienz: Überwinden Fehler und Rückschläge und lernen daraus
Im besten Fall erreichen wir mit dem Fokus auf die Akteure einen Tipping Point, der dafürsteht, dass motivierte und engagierte Menschen andere mitreisen und mitziehen und so eine Welle von Innovation und Kreativität entsteht. 

Die Realität in 2023:
Es gibt sie, Teams und Organisationen, die erkannt haben, dass die Zeichen der Zeit eben diesen Fokus Mensch benötigen. Leider zeigen die aktuellen Untersuchungen jedoch, dass sie eher einer Minderheit angehören. Der vorwiegende Teil verharrt noch immer in alten Systemen, KPI und Führungskarrieren fokussiert mit überholten Vorstellungen von Management und Leadership. Und das ist psychologisch erklärbar: Zum einen fühlen sich Menschen indem was sie kennen sicher, und zum anderen tun sie sich mit Veränderungen schwer. Es braucht neben der Erkenntnis viel Reflektion und Willenskraft, um Transformation in Gang zu setzen und neue Denkweisen (und damit neue neuronale Verbindungen) zu etablieren.

Wie sagte Albert Einstein einst:
"Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind." 

Wenn der überwiegende Teil der MitarbeiterInnen wechselbereit und demotiviert ist und dadurch Kreativität und Innovation zum Erliegen kommt, ist es jetzt! noch nicht zu spät, tradierte Denkweisen und Systeme konsequent zu hinterfragen und menschenorientiert mit neuen Herangehensweisen den Zeichen der Zeit zu begegnen. Das Potenzial ist da, es muss nur entfaltet werden!

Du bist für dein Glück selbst verantwortlich, du entscheidest was äußere Reize in dir auslösen.
By Ruth Elsässer July 17, 2024
Während unseres Urlaubs in Italien wollten wir einen Stau auf der Autobahn umfahren, um Zeit zu sparen. Also haben wir die Autobahn verlassen, um über einzelne Dörfer abzukürzen. Nach der Hälfte wurden die Straßen immer enger und steiler. Plötzlich standen wir vor einem engen, mittelalterlichen Stadttor. Thomas hat beim Auto schon die Seitenspiegel einklappen müssen, um sich langsam vortasten zu können, uns war jedoch schnell klar, dass der Wohnwagen da niemals durchpassen wird. Hinter uns fingen die ersten Autos an zu hupen, immerhin steckten wir im Stadttor fest – es ging erstmal nichts mehr. Da es Einbahnstraße war, mussten die Autos hinter uns zurücksetzen, sodass wir zumindest etwas rückwärts an die Seite rollen konnten, um die Autos passieren zu lassen. Da standen wir nun, an der steilen und stark befahrenen Einbahnstraße vor dem Stadttor. Passieren unmöglich. Stupido! 🙈 Solche Stadttore sieht man in vielen mittelalterlichen Städten in Italien noch aus Zeiten, in denen zum Schutz der Einwohner streng kontrolliert und reguliert wurde, wer die Stadt betreten darf und wer nicht. Neben der Kontrolle war es auch Aufgabe der Torwächter die Stadttore zu schließen, dann wenn Gefahren drohten. Wisst ihr, dass auch wir Torwächter sind? Wir können entscheiden, was und wem wir unsere Aufmerksamkeit schenken und was wir mit den vielen Reizen machen, denen wir täglich ausgesetzt sind. Trigger wie Enttäuschung, ungerecht behandelt oder abgelehnt fühlen, der Erfolg des Nachbarn oder Kollegen, den wir ihm eigentlich nicht gönnen, der Unterton des Chefs, der uns schon den ganzen Nachmittag ärgert, oder depressive Gedanken, die uns schon seit dem Aufstehen blockieren. Auch scrollen in den sozialen Medien ist eine Flut von Reizen, die uns im Sekundentakt Entscheidungen abverlangt und uns dazu drängt, Vergleiche zu ziehen. Kein Wunder, dass uns die ganze Flut an Informationen und Triggern zur mentalen Erschöpfung treibt. Für alle Dinge, die wir selbst beeinflussen können und in der Hand haben, sind wir selbst verantwortlich. Wir haben unser Glück selbst in der Hand, indem wir steuern, was wir täglich in uns aufnehmen und was äußere Reize mit unseren Emotionen und Gedanken machen. Wir selbst haben eine Torwächterfunktion. Wir können unserem erschöpften Geist Pausen gönnen und die Zeit in den sozialen Medien auf ein paar Minuten pro Tag beschränken. Oder wir transformieren die empfundene Ablehnung und Enttäuschung, indem wir sie wahrnehmen, dann jedoch überlegen, was uns jetzt gerade helfen kann, negative Gedankenkarusselle zu stoppen. Oder wir akzeptieren, dass unser Chef einen schlechten Tag hat, denn ich habe das auch ab und zu und überlege, wann ich zu einem anderen Zeitpunkt nochmal mit ihm über das Thema spreche. Nein – ich spreche hier nicht über positives Denken, denn das verleugnet Realität und drängt uns dazu, in allem und jedem etwas Positives zu sehen. Das ist unrealistisch und sogar toxisch für unsere mentale Gesundheit. Gefühle wie Angst, Enttäuschung, Frust, Ärger etc. sind menschlich und sie sagen uns etwas über uns selbst, über unsere Werte und Erwartungen. Doch jetzt kommt der entscheidende Teil - ich bin verantwortlich, was ich damit mache. Hier nehmen wir die Torwächterfunktion ein: Lasse ich zu, dass Ängste mich lähmen oder Enttäuschung Bitterkeit in mir erzeugt oder der Ärger über meinen Chef meine Zufriedenheit zerstört oder die sozialen Medien meinen Tag bestimmen. Oder mache ich ständig andere dafür verantwortlich, wie es mir gerade geht und wie ich mich fühle. Übernimm Verantwortung und reguliere, was Reize von außen in dir auslösen und mit dir machen. Und besinne dich darauf, was dir wichtig ist. Jetzt wollt ihr sicher wissen, wie unser Erlebnis mit der Stadtmauer ausging. Ich war so verzweifelt, dass ich das Beten angefangen habe: Herr, schicke uns deine Engel zur Hilfe. Die kamen umgehend in einem Polizeiauto der örtlichen Police, drei Polizisten, denen nichts anderes übrig blieb für uns Straßen zu sperren und den Verkehr lahm zu legen, so dass Thomas mit dem Gespann langsam rückwärts den Berg runterrollen konnte, auf einer Kreuzung drehen und in Richtung Autobahn zurückfahren. Unsere Rettung! Trotzdem waren wir erst einmal geheilt was Stau und Ausweichrouten anging. 😅 Quelle: Furtick, S. (2024). Do the New You: 6 Mindsets to Become Who You Were Created to Be.
By Ruth Elsässer January 26, 2024
Techniken des Mind Management befähigen uns, unsere Gedanken, Gefühle, Handlungen und körperliche Reaktionen zu kontrollieren. Die Fähigkeit den bewussten und unterbewussten Verstand zu trainieren, macht uns resilienter und lässt uns gelassener mit Herausforderungen umgehen.
Inwieweit ganz Motivation gelingen und das individuelle Potenzial von Menschen freigesetzt werden.
By Ruth Elsässer January 24, 2024
Mitarbeiter verbringen bis zu 50 % ihrer Arbeitszeit unproduktiv. Inwieweit kann Motivation eine Stellschraube sein, um dem Verlust an wertvoller Arbeitskraft entgegenzuwirken?
By Ruth Elsässer December 21, 2023
Kleine kulturelle Veränderungen, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu in den Mittelpunkt stellen, haben einen immensen Einfluss auf die Zukunft und den Erfolg eines Unternehmens.
By Ruth Elsässer September 6, 2023
Konfliktsituationen gehören zu unserem Leben dazu. Und es ist gut, dass es sie gibt – denn die in der Konfliktsituation entstehenden Emotionen sagen uns etwas über uns selbst. Deshalb ist es wichtig, Konflikte zuzulassen und eine gemeinsame Lösung anzustreben.
By Ruth Elsässer September 6, 2023
Conflict situations are part of our lives. And it's good that they exist - because emotions that arise in conflict situations tell us something about ourselves. That's why it's crucial to allow conflicts to happen and to strive for a joint solution.
By Ruth Elsässer September 4, 2023
It´s not about people support systems but rather systems serve people and enable them to unleash their full potential.
By Ruth Elsässer August 25, 2023
What conditions does effective feedback need? What constitutes feedback as opposed to criticism and what circumstances need to be in place for people to take feedback and move into action are discussed in this blog post.
By Ruth Elsässer August 25, 2023
Welche Rahmenbedingungen benötigt wirkungsvolles Feedback? Was Feedback im Gegensatz zu Kritik ausmacht, und welche Umstände gegeben sein müssen, dass Menschen Rückmeldungen aufnehmen und in einem weiteren wichtigen Schritt in Aktion kommen, wird in diesem Blogpost diskutiert.
Many employees feel dried out and work only what is necessary to keep the job.
By Ruth Elsässer August 9, 2023
The faster and more complex the conditions of our work become, the more focus is needed on employees and stable and reliable leadership.
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