Wirkungsvoll interagieren und kommunizieren

Ruth Elsässer • August 2, 2023

5 Goldene Regeln für eine wirkungsvolle Kommunikation
Lesezeit 4 Minuten

Wie würden Sie Ihre Fähigkeiten zu kommunizieren beurteilen? 

Wir kommunizieren immer und ständig! Das zumindest drückt das bekannte Axiom des Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick aus:

„Man kann nicht nicht kommunizieren!" 

Denn unter Kommunikation verstehen wir nicht nur den verbalen Austausch von Informationen mit einem oder mehreren Menschen, sondern auch Gestik und Mimik sind Bestandteile der menschlichen Kommunikation. Das ist uns oftmals nicht bewusst, aber auch durch einen bösen Blick senden Sie Kommunikationssignale an das Gegenüber, und genauso, wenn Sie mit einer abwinkenden Hand ihrem Kommunikationspartner klar machen, dass Ihnen etwas egal ist.

In der Vergangenheit wurde zur Bedeutung der nonverbalen Kommunikation gerne die Mehrabian-Formel herangezogen, die besagt, dass Inhalt-Stimmführung-Körpersprache in folgendem Verhältnis zueinander wirken: 7%-38%-55%. Allerdings muss man dazusagen, dass der Psychologe Mehrabian diese Formel nur unter den Umständen als gültig erklärt, wenn eine Inkongruenz von Inhalt und Körpersprache festzustellen ist. Das wäre beispielsweise so, als wenn Sie JA sagen, aber mit Kopfbewegungen nach rechts und links ein NEIN symbolisieren. In diesem Fall wirkt die Kopfbewegung viel stärker als Ihr verbales JA. 

Diese aus den 1960er-Jahren stammende Formel ist deshalb ziemlich heiß diskutiert worden. Einen positiven Effekt hat die Diskussion jedoch hervorgerufen – man hat erkannt, dass non-verbale Kommunikation einen bedeutenden Anteil trägt.  

Kommunikation und Selbstwertgefühl

Eine gute Kommunikation setzt in erster Linie voraus, dass wir wichtige Kommunikationsmittel gelernt haben. Wie beispielsweise Sprache müssen wir auch Kommunikation erlernen. Und aus Erfahrung schließt sich dieser Entwicklungsprozess nie ab, wir können ständig daran arbeiten, klarer, effizienter und wertschätzender Erwartungen zu kommunizieren oder Informationen zu teilen. 

Im Rahmen meiner Forschung zum Thema Kommunikation habe ich das Buch „Kommunikationstraining“ von Vera F. Birkenbihl entdeckt, dass ein Thema aufgreift, von dem ich glaube, dass es einen wesentlichen Anteil an der Fähigkeit zu kommunizieren trägt, und das ist unser Selbstwertgefühl. Obwohl unser Selbstwert in der Wissenschaft als ein relativ stabiler Faktor beschrieben wird, können äußeren Umständen durchaus zu kurzfristigen Schwankungen führen. 

Wenn wir den Eindruck haben, dass wir von anderen nicht so gesehen werden, wie wir gerne gesehen werden wollen, entsteht eine Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild. Die führt dazu, dass wir uns in unserem Selbstwert angegriffen fühlen und in uns ein Gefühl von Nicht-OK erzeugt wird. Je weniger wir uns OK fühlen, desto schlechter kommunizieren wir. 

Anmerkung: 
Die Haltung „Ich bin ok / Ich bin nicht ok“ basiert auf der Transaktionsanalyse von Thomas Harris und Eric Berne, die im gleichnamigen Buch 4 verschiedene Grundpositionen von Lebenseinstellungen beschreiben. 

Um verstehen zu können, was wir unter schlechter Kommunikation verstehen, ist es wichtig zu wissen, was gute Kommunikation ausmacht. So sind wir uns der Stellschrauben bewusst, an denen wir drehen können. Ein wichtiger Gradmesser für gute Kommunikation ist für mich, wie sich das Gegenüber im Gespräch fühlt. Um es in Worten der Transaktionsanalyse auszudrücken, basiert eine gute Kommunikation immer auf der Haltung: ich bin ok – du bist ok. 

Was macht gute Kommunikation aus?

1. Sie ist authentisch – „walk your talk“
Wenn unsere Worte und Taten übereinstimmen, sind wir authentisch. Dazu gehört auch, dass wir von anderen nur das erwarten, was wir selbst vorleben. Authentische Kommunikation ist ehrlich, klar und glaubwürdig und steht immer im Einklang mit unseren Werten. Das setzt wiederum voraus, dass wir uns unserer Werte bewusst sind.

Wir sind in der Lage, Entscheidungen transparent darzulegen und auch Zweifel äußern zu dürfen. Authentische Kommunikation setzt emotionale Intelligenz voraus, insbesondere die Fähigkeit, sich in das Gegenüber einfühlen zu können (Empathie). Die wiederum gibt uns die Freiheit, ein Gespräch zu unterbrechen und zu verschieben, wenn wir den Eindruck haben, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist oder kein Kompromiss gefunden werden kann. 

2. Sie ist still 
Die 80/20 Regel des aktiven Zuhörens besagt, dass wir 80% des Gesprächs aktiv zuhören und lediglich 20% der Gesprächszeit reden. Oder wie ein deutsches Sprichwort sagt: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Ich bin der Meinung, dass zahlreiche Konflikte zu vermeiden wären, wenn wir bessere Zuhörer würden. Das enthält auch die Fähigkeit, nicht immer alles, was uns auf der Zunge liegt, zu sagen. Wir müssen auch nicht immer das letzte Wort haben. 

In dieser Hinsicht spielt der Einflussfaktor unseres Selbstwerts, den ich zu Anfang kurz erläutert habe, eine entscheidende Rolle. Wenn wir uns Nicht-Ok fühlen, und in diesem Zusammenhang nicht gesehen, nicht gehört, benachteiligt bzw. zurückgedrängt, meinen wir durch ständiges Reden die Position OK erreichen zu können.   

3. Sie ist einfach und direkt 
Natürlich passen wir unsere Kommunikation dem Gegenüber an. Sie werden sicherlich anders mit Ihren Kindern oder Freunden sprechen als mit den Kollegen oder Ihrem Vorgesetzten. 
Je nachdem in welchem Kommunikationsumfeld wir uns befinden tendieren wir gerne dazu uns vage oder zu kompliziert auszudrücken. Dem Gegenüber ist gar nicht klar, was wir sagen möchten. Im besten Fall frägt dieser nach um sicher zu sein, dass richtig verstanden wurde („Ich habe folgendes verstanden..“). Manchmal wird jedoch einfach angenommen, verstanden zu haben, was zu den typischen Kommunikationsfehlern führen kann. Deshalb vermeiden wir Missverständnisse am ehesten, wenn wir einfach, deutlich und in direkter Sprache kommunizieren

4. Sie ist regelmäßig und fair
Gute Beziehungen erfordern regelmäßige Kommunikation. Das muss nicht immer persönlich sein, unterschiedliche Personen bevorzugen unterschiedliche Kommunikationswege. So stellen wir sicher, dass wir alle Empfänger erreichen. 
Kommunikation kann auch als Machtinstrument verstanden werden. Mir fällt in letzter Zeit in unterschiedlichen Settings auf, dass dieser Fakt vielen Beteiligten überhaupt nicht bewusst ist. Wenn es verschiedene Beteiligte gibt, aber nur ein Teil informiert wird, ergibt sich daraus nicht nur ein informeller Nachteil, sondern diejenigen, die nicht informiert wurden, fühlen sich nicht gesehen und wertgeschätzt. Mit unfairer Kommunikation zerstören wir Vertrauen und riskieren, dass sich die Menschen innerlich verabschieden. 

5. Sie ist wertschätzend
Grundlage für eine gute Feedbackkultur ist erlebte Wertschätzung. Diese können wir auf verschiedene Weise ausdrücken, je nachdem, auf was unser Gegenüber wert legt. Ein Post-it mit einer kleinen Ermutigung oder einem Dankeschön, Hilfe anbieten, Interesse an der Person zeigen, vor anderen loben: nicht nur gut gemacht, sondern genau beschreiben, was gut gemacht wurde oder sich Zeit für eine andere Person nehmen. 

Kommunizierte Wertschätzung entwickelt eine starke Vertrauensbasis. Und in vertrauensvollen Beziehungen sind Menschen eher gewillt, Feedback zu geben und auch Feedback anzunehmen. 




Du bist für dein Glück selbst verantwortlich, du entscheidest was äußere Reize in dir auslösen.
By Ruth Elsässer July 17, 2024
Während unseres Urlaubs in Italien wollten wir einen Stau auf der Autobahn umfahren, um Zeit zu sparen. Also haben wir die Autobahn verlassen, um über einzelne Dörfer abzukürzen. Nach der Hälfte wurden die Straßen immer enger und steiler. Plötzlich standen wir vor einem engen, mittelalterlichen Stadttor. Thomas hat beim Auto schon die Seitenspiegel einklappen müssen, um sich langsam vortasten zu können, uns war jedoch schnell klar, dass der Wohnwagen da niemals durchpassen wird. Hinter uns fingen die ersten Autos an zu hupen, immerhin steckten wir im Stadttor fest – es ging erstmal nichts mehr. Da es Einbahnstraße war, mussten die Autos hinter uns zurücksetzen, sodass wir zumindest etwas rückwärts an die Seite rollen konnten, um die Autos passieren zu lassen. Da standen wir nun, an der steilen und stark befahrenen Einbahnstraße vor dem Stadttor. Passieren unmöglich. Stupido! 🙈 Solche Stadttore sieht man in vielen mittelalterlichen Städten in Italien noch aus Zeiten, in denen zum Schutz der Einwohner streng kontrolliert und reguliert wurde, wer die Stadt betreten darf und wer nicht. Neben der Kontrolle war es auch Aufgabe der Torwächter die Stadttore zu schließen, dann wenn Gefahren drohten. Wisst ihr, dass auch wir Torwächter sind? Wir können entscheiden, was und wem wir unsere Aufmerksamkeit schenken und was wir mit den vielen Reizen machen, denen wir täglich ausgesetzt sind. Trigger wie Enttäuschung, ungerecht behandelt oder abgelehnt fühlen, der Erfolg des Nachbarn oder Kollegen, den wir ihm eigentlich nicht gönnen, der Unterton des Chefs, der uns schon den ganzen Nachmittag ärgert, oder depressive Gedanken, die uns schon seit dem Aufstehen blockieren. Auch scrollen in den sozialen Medien ist eine Flut von Reizen, die uns im Sekundentakt Entscheidungen abverlangt und uns dazu drängt, Vergleiche zu ziehen. Kein Wunder, dass uns die ganze Flut an Informationen und Triggern zur mentalen Erschöpfung treibt. Für alle Dinge, die wir selbst beeinflussen können und in der Hand haben, sind wir selbst verantwortlich. Wir haben unser Glück selbst in der Hand, indem wir steuern, was wir täglich in uns aufnehmen und was äußere Reize mit unseren Emotionen und Gedanken machen. Wir selbst haben eine Torwächterfunktion. Wir können unserem erschöpften Geist Pausen gönnen und die Zeit in den sozialen Medien auf ein paar Minuten pro Tag beschränken. Oder wir transformieren die empfundene Ablehnung und Enttäuschung, indem wir sie wahrnehmen, dann jedoch überlegen, was uns jetzt gerade helfen kann, negative Gedankenkarusselle zu stoppen. Oder wir akzeptieren, dass unser Chef einen schlechten Tag hat, denn ich habe das auch ab und zu und überlege, wann ich zu einem anderen Zeitpunkt nochmal mit ihm über das Thema spreche. Nein – ich spreche hier nicht über positives Denken, denn das verleugnet Realität und drängt uns dazu, in allem und jedem etwas Positives zu sehen. Das ist unrealistisch und sogar toxisch für unsere mentale Gesundheit. Gefühle wie Angst, Enttäuschung, Frust, Ärger etc. sind menschlich und sie sagen uns etwas über uns selbst, über unsere Werte und Erwartungen. Doch jetzt kommt der entscheidende Teil - ich bin verantwortlich, was ich damit mache. Hier nehmen wir die Torwächterfunktion ein: Lasse ich zu, dass Ängste mich lähmen oder Enttäuschung Bitterkeit in mir erzeugt oder der Ärger über meinen Chef meine Zufriedenheit zerstört oder die sozialen Medien meinen Tag bestimmen. Oder mache ich ständig andere dafür verantwortlich, wie es mir gerade geht und wie ich mich fühle. Übernimm Verantwortung und reguliere, was Reize von außen in dir auslösen und mit dir machen. Und besinne dich darauf, was dir wichtig ist. Jetzt wollt ihr sicher wissen, wie unser Erlebnis mit der Stadtmauer ausging. Ich war so verzweifelt, dass ich das Beten angefangen habe: Herr, schicke uns deine Engel zur Hilfe. Die kamen umgehend in einem Polizeiauto der örtlichen Police, drei Polizisten, denen nichts anderes übrig blieb für uns Straßen zu sperren und den Verkehr lahm zu legen, so dass Thomas mit dem Gespann langsam rückwärts den Berg runterrollen konnte, auf einer Kreuzung drehen und in Richtung Autobahn zurückfahren. Unsere Rettung! Trotzdem waren wir erst einmal geheilt was Stau und Ausweichrouten anging. 😅 Quelle: Furtick, S. (2024). Do the New You: 6 Mindsets to Become Who You Were Created to Be.
By Ruth Elsässer January 26, 2024
Techniken des Mind Management befähigen uns, unsere Gedanken, Gefühle, Handlungen und körperliche Reaktionen zu kontrollieren. Die Fähigkeit den bewussten und unterbewussten Verstand zu trainieren, macht uns resilienter und lässt uns gelassener mit Herausforderungen umgehen.
Inwieweit ganz Motivation gelingen und das individuelle Potenzial von Menschen freigesetzt werden.
By Ruth Elsässer January 24, 2024
Mitarbeiter verbringen bis zu 50 % ihrer Arbeitszeit unproduktiv. Inwieweit kann Motivation eine Stellschraube sein, um dem Verlust an wertvoller Arbeitskraft entgegenzuwirken?
By Ruth Elsässer December 21, 2023
Kleine kulturelle Veränderungen, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu in den Mittelpunkt stellen, haben einen immensen Einfluss auf die Zukunft und den Erfolg eines Unternehmens.
By Ruth Elsässer September 6, 2023
Konfliktsituationen gehören zu unserem Leben dazu. Und es ist gut, dass es sie gibt – denn die in der Konfliktsituation entstehenden Emotionen sagen uns etwas über uns selbst. Deshalb ist es wichtig, Konflikte zuzulassen und eine gemeinsame Lösung anzustreben.
By Ruth Elsässer September 6, 2023
Conflict situations are part of our lives. And it's good that they exist - because emotions that arise in conflict situations tell us something about ourselves. That's why it's crucial to allow conflicts to happen and to strive for a joint solution.
By Ruth Elsässer September 4, 2023
It´s not about people support systems but rather systems serve people and enable them to unleash their full potential.
By Ruth Elsässer September 4, 2023
Systeme sind dazu da, den Menschen zu unterstützen und Potenzial frei zu setzen und nicht umgekehrt, dass Menschen gesucht werden, die den Systemen entsprechen und diese unterstützen.
By Ruth Elsässer August 25, 2023
What conditions does effective feedback need? What constitutes feedback as opposed to criticism and what circumstances need to be in place for people to take feedback and move into action are discussed in this blog post.
By Ruth Elsässer August 25, 2023
Welche Rahmenbedingungen benötigt wirkungsvolles Feedback? Was Feedback im Gegensatz zu Kritik ausmacht, und welche Umstände gegeben sein müssen, dass Menschen Rückmeldungen aufnehmen und in einem weiteren wichtigen Schritt in Aktion kommen, wird in diesem Blogpost diskutiert.
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